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   Die Traumfrau


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'Seltsam', dachte er, weil er nicht wußte, was er sonst hätte denken sollen. Denn die Welt, sie war im Handumdrehn eine andere geworden, prall an Farben und Gerüchen, von angenehmer Temperatur und auch trocken, wo es angebracht war; sogar der Himmel war ihm zur Gänze ersichtlich.
Trotzdem blieb er sicherheitshalber auf dem Boden der Tatsachen und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, denn es knisterte unter jedem Schritt. 'Man weiß ja nie, welche Stimmung einen als nächste befällt, und wann man dann Gelegenheit hat, ihr wieder zu entkommen', dachte er. Dieser Gedanke, obwohl eigensinnig heraufbeschworen, erschreckte ihn. "Bloß keine Panik", sagte er sich, "schließlich bestehe ich zur Gänze aus ganz natürlichen Prozessen, auch wenn mich manchmal die theatralische Vorstellung ergreift, ein Freiwilliger zu sein. Die Natur weiß schon, was sie tut. Sonst wäre sie nicht zu dem geworden, was sie ist." Seerobben fielen ihm ein, doch schon ließ sich die erste ins Wasser gleiten, die nächste folgte und einen Augenblick später lagen seine Gedanken robbenfrei in der Brandung eines unbekannten Meeres. Es hätten womöglich auch Krokodile sein können, versuchte er sich dankbar zu stimmen. Dann wäre die Sache nicht so glatt verlaufen. Und wenn dazu noch diese große, nackte Frau aus seinen Träumen über den Strand spaziert wäre, nicht auszudenken! Womögliche Krokodile fressen die Gegend komplett bis auf das blanke Nichts. Da hilft dann auch kein Schulterzucken mehr, in dieser Einsamkeit, die wie ein immerwährender, lautloser Sturm das Erdreich der Seele davonträgt in die Leere.
Das womögliche Krokodil hatte inzwischen eine Freßpause eingelegt und die Frau in seinem Rachen dachte: 'Hoffentlich ist endlich die Presse da!' Als Nächstes überlegte sie, welche Möglichkeit die Schlimmere wäre: keine Aufnahmen dieses Vorganges, oder Fotos, auf denen ihr Arsch womöglich unschöne Falten warf.' Jeder Hintern wird irgendwann faltig', fiel ihr ein und sie sagte zum Krokodil: "Du könntest eigentlich sehr gut das Alter repräsentieren!"
Doch da das Krokodil immer noch hungrig war, und schon deshalb keine Lust hatte, etwas anderes zu repräsentieren, als ein hungriges Krokodil, verschlang es nun auch die restliche Frau.
 

 

 

 

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