Editorial
„Seit meiner Kindheit war ich von Fotographie fasziniert,
und hatte mit 12 schon mein erstes eigen erstelltes
Fotoalbum. Damals schnitt ich Fotos aus, komponierte darin
Szenen wie ich sie mir wünschte, schnitt Leute raus, die ich
nicht haben wollte und verzierte die Seiten mit allerlei
Ausgeschnittenem. Ich habe so mein Leben dokumentiert, die
Kamera war meistens dabei, als private Reportage. Ich
sammelte Menschen.
Ich
fing 1989 an zu malen, Fotografieren war ja nur ein
Hobby. Allerdings, seit der Digital- Fotografie und die
Möglichkeit, Fotos am Computer zu bearbeiten, ließ mich
dieses nicht mehr los. Erst waren es nur Kleinigkeiten,
die ich aus Spaß korrigierte. Dann, habe ich bestimmte
Teile für meine Collagierten Bilder fotografiert und
dann entsprechend erstellt. Meine ursprünglichen „objet
trouvé“-Collagen wurden immer mehr intentional. Die
natürlichen Grenzen zwischen Malerei und Fotografie
vermischten sich immer mehr indem ich den Computer eher
als Pinsel und Farbtopf verstand und nutzte. Die
ausgedruckten Bilder habe ich auf Leinwände gebracht,
sie weiter mit Acryl bearbeitet und so wurden sie zu
Gemälden.
Diese Art der Arbeit erlaubt mir meinen Blick für das
skurrile, surreale gar unmögliche darzustellen. Am
Computer kann ich in Schichten arbeiten, die unmögliche
Szenerien und Perspektiven erlauben. Manche Situationen
sind völlig inszeniert, manche ergeben sich wie meine
Bilder zuvor, spontan.
Meine Fotocollagen sind ebenfalls Reportagen, wie im
Fall einer Israel-Reise. Ferner erlaubt mir diese
Arbeitsansatz, schwere Themen wie Religiosität,
Sinnlosigkeit auf vielschichtige Art zu bearbeiten, bald
virtuell, bald reell, auf eine manchmal ironische
manchmal stille Art dar zu stellen. Selten nehme ich die
Fotos mit dem fertigen Bild im Kopf auf. Sie entstehen
durch das zusammenfügen gesammelter
Postkarten-Ausschnitte, Pamphlete, Leporellos,
Zeitungs-Ausschnitte. Diese Ausschnitte sind auch
entweder virtuell oder materiell. Die Texte sind
Aussagen von Elias Canetti bis Maxim Biller über
unbekannten Personen oder von mir. Sind diese Bilder
Fiktion?“
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