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Begegnungen der besonderen Art

Golonom

Golo - Golonom -  cliffman *rAx*

ist ebenfalls ein Freund aus den ganz frühen Tagen meiner ersten Schritte außerhalb des Cycosmos. 

In der Blaupause begegneten wir uns zum zweiten mal, und wieder verblüffte mich seine fast manische Art des Schreibens. So etwas respektiere ich immer , jedoch kommt nicht jeder damit klar. - In der Blaupause war das kein Problem. Leben und Leben lassen war dort die Devise. 

Golo war einer die Mitschreiber an dem Projekt "Tantenmörder" nach dem Gedicht von Wedekind, das Topolino angeregt hatte und an dem auch Feldulme (ROZO), Blaumaler, Doderer und ich beteiligten waren. 

Mit Golonom -  Monolog war ich nicht immer einer Meinung aber  Respekt  war immer auf beiden Seiten da, auch wenn wir uns manchmal sehr aneinander gerieben haben,

 

 

 

 

 

 

                 

 

SUIZID

Ab und dann gehen in einiger Entfernung einzelne Menschen vorüber, aber sie scheinen mich nicht wahrzunehmen. Mein Blick ist seit langer Zeit auf einen nicht existenten Punkt einige Meter vor mir gerichtet und mit dem sich verringernden Ausmass mit dem ich immer weniger von der Umgebung sehe, verstärkt sich mein Hörsinn. 

Ich höre das Rauschen des Windes, der über den breiten Fluss kräftig heranweht und erst in den massiven Betonbefestigungen Hindernisse findet, an denen der Wind zu zerbrechen scheint. Der Beton unter meinen Füssen und rings um mich hat eine blässliche Farbe. er reflektiert die Wärme der Sonnenstrahlen auf eine fürsorgliche Art und Weise die mich mit dem Boden und den nahen Betonmauern verschmelzen lässt. 

Die Mauern sind stellenweise nicht sehr hoch, vielmehr sind es überwiegend kleine Brüstungen, die selbst von Kindern überragt werden. Die grossen Betonmauern wiederum werfen weite kalte Schatten auf die grosse Betonfläche in deren Mitte ich regungslos stehe. Selbst  mein Herz schlägt immer langsamer in seinem Takt und auch meine Gedanken werden langsamer. 

Sie werden jedoch nicht behäbig, im Gegenteil verspüre ich eine zunehmende Klarheit meines Geistes. Ab und dann streift mich eine Spitze der weiten kalten Schatten und diese Vorboten der dunklen Nacht lassen mich anfangs etwas frösteln. 
Ich stehe schon sehr lange auf dieser Betonfläche. In der letzten Nacht habe ich versucht nachzurechnen wie lange ich nun dort schon regungslos stand.Ich vermochte es jedoch nicht mich daran genau zu erinnern. Es waren wohl bereits einige Tage und Nächte des Stillstandes vergangen. In den ersten Stunden meiner Regungslosigkeit schien die Umgebung immer weiter zu entrücken, dann wieder schien sie immer näher an mich heranzukriechen. 

Aber es waren auch die weiten Schatten die das Bild meiner Umgebung immer wieder veränderten. Die zerfurchteten zerissenen spitzen Schattenausläufer die sich mit unterschiedlicher ungeheurer Schnelligkeit, die sie nur den plötzlichen Wolken verdankten, über das ganze Bild warfen und es vereinnahmten schienen mir anfangs bedrohlich. Doch dann gewöhnte ich mich an sie und lernte sie zu berechnen, verlor aber bald das Interesse daran. 

Mein körperliches Stillstehen dem schliesslich eine unbeschreibbare grösstmögliche geistige Ruhe und Auflösung folgte bannte mich von meinem Körper, den ich nach Tagen schliesslich gar nicht mehr wahrnahm. Selbst die Kälte der Nacht, die Wärme der Sonne und der kräftige Wind werden nicht mehr wahrgenommen, Ich bin schliesslich nur mehr mein Geist, meine Seele, mein Ich. Dieses Ich wandert über den grossen betonierten Platz, es wandert über den grossen Platz hinaus in die nahe Stadt und noch viel weiter. Ich bewege mich mit einer gedanklichen Geschwindigkeit schneller als jeder Wind und schneller als es jemals ein Schatten sein könnte. Ich bewege mich, mit meinem Geist, mein Körper steht weiterhin regungslos auf diesem grossen Platz. 

Doch dann laufe ich, läuft mein Körper plötzlich  los, so schnell wie noch niemals in meinem Leben zuvor. Die Betonmauern gleiten an mir vorbei, als wären sie Bühnendekorationen die geheime Helfer blitzschnell zur Seite ziehen. 
Ich überquere, ich überwinde breite Flächen die weite Schatten vereinnahmt haben, ich durchbreche Grenzen des warmen Lichts und der kalten Dunkelheit. Ich spüre nun wieder den kräftigen Wind, der mich auf unsichtbaren Flügeln über den Platz treibt.Ich laufe so schnell dass ich den Boden beinahe nicht mehr wahrnehme, meine Füsse berühren den Boden in einer so unglaublich schnellen Abfolge von schnellen Schritten, dass ich mehr fliege denn laufe. 

Der Platz an dem ich viele Tage regungslos gestanden hatte ist ein sehr grosser Platz und ich laufe bereits sehr lange und bin immer noch nicht in seinem äusseren Bereich angelangt. Mein Herz schlägt immer schneller, als Taktgeber, als Trommler auf einem Sklavenschiff eines verdammten Lebens, eines Lebens, das wie alles Leben ein Sklave der Zeit geworden war. Ich laufe und laufe und das Ende des Platzes kommt immer näher.Je näher ich zu den einzelnen grossen Betonmauern komme desto höher, desto unüberwindbarer scheinen sie zu werden. 

Ich laufe in Richtung Mittagssonne und im tiefen Schoss der grauen Mauern lauert eine bedrohliche Dunkelheit als letztes Rückzugsgefecht der vergangenen Nacht, der vergangenen allerletzten Nacht. Während ich den Mauern entgehenlaufe und das Pochen und Rauschen des erhitzten Blutes in meinen Ohren, gemeinsam mit der von mir durchbrochenen Luft eine laute allesbeherrschende Sinfonie erzeugt, während ich diesem Heulen in meinem Kopf ausgesetzt bin quere ich den ersten massiven Schattenausläufer. 

Ich laufe nun noch schneller. Ich mobilisiere alle meine letzten Kräfte, alles an verzweifelter Energie, alles an grösstem Mut und grösster Angst eines lebenden Sterbenden. Rasch erfassen mich nun die kalten Schatten und als ich ihre Kälte spüre gesellt sich ein Hass dazu. Mein Hass, meine Verachtung die das Ergebniss allen Lebens sind wechseln dann in eine tiefe Entschlossenheit, eine letzte Bereitschaft, zu kämpfen und  als ich kurz hinaufsehe zu der hohen grauen Mauer scheint es mir, als würde sie über mich hinweg auf mich kippen und ich laufe weiter in der Dunkelkheit der Schatten die dem Bild vor mir die Räumlichkeit rauben. Schlieslich wird es so dunkel im Schatten , das ich das Ende der Mauer nicht mehr erkennen kann. Schlieslich wird es so dunkel im Schatten , das ich den Beginn der Mauer nicht mehr erkennen kann. 

Ich laufe und laufe und atme so schnell und verzweifelt wie ein Ertrinkender in sturmumtoster See. Ich atme so schnell und laut, dass mir mit jedem Atemzug ein Schrei entfährt, den ich anfangs erschrocken bemerke. Ich schreie und diese hellen laute Schreie vermischen sich mit dem Pochen meines Herzens und dem Rauschen des Windes und des Blutes. Ich weiss nicht wann ich die Mauer erreichen werde, es kann jeden Moment soweit sein. 

Ich laufe und bin in eine andere Sphäre eingetreten, ich fliege aus dem Licht in das Dunkel, begleitet von einer so tiefsitzenden Entschlossenheit die alles Hassen längst überragt.Ich laufe und rechne damit, jeden Moment  die Mauer zu erreichen. Als ich sie beinahe erreicht habe, brechen plötzlich blitzschnell die dunklen Schatten weg. Warmes göttliches Sonnenlicht erfüllt das Bild vor mir während ich der nahen Mauer entgegenfliege. Meine Schreie werden nun zu einem letzten lauten Schrei in dem alles ist,was ich war, was ich bin und was ich sein werde. 

Bei meinem letzten Schrei der zugleich  mein allererster Schrei wie einst bei meiner Geburt ist, werfe ich mich mit dem Kopf voran rücklings in die Höhe und wenn ich in dem Moment in dem mein verdammtes Leben an dieser gleissend hellen Mauer mit unbeschreibbarer Geschwindigkeit zu Ende geht, dann die göttliche Sonne am Himmel noch einmal kurz sehe, dann wird dieses Licht das absolut einzige sein, woraus mein gesamtes Leben bestanden hatte.
 

Diese Zeilen sind dem Selbstmörder Otto Weininger gewidmet

 

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