Der
Gral
Als der Gral einmal aus dem Wald kam, ging er sofort in die Bücherei,
um zu wissen, was das hieß, GRAL.
Man hatte ja wohl ein Recht darauf, zu wissen wer man war.
Dazu benötigte der Gral einen Ausweis, den man unter Vorlage des
Ausweises recht schnell bekam.
Nach Hinterlegung einer Kaution von 12DEM, 6EURO, erhielt er wie
spielend Einlass in das Reich der Literatur.
Mein Gott, was hatten nicht wieviele Menschen wer weiß was
geschrieben! Von Metzelei bis Liebestot war praktisch alles hier
vertreten. Das sollte Kultur sein?
G wie Gral, das war ihm wichtig, wichtiger wie alles Andere.
Er versuchte es zunächst unter Wissenschaft, fand zwar manch
Geistreiches, unter anderem auch einen Nietzsche, den jemand aber
nur falsch eingeräumt hatte. Dieser Nietzsche stand genau unter G
wie Gral. Man hatte ihm doch wohl keinen Streich spielen wollen?
Der Gral stappste eine Etage höher: Kultur und Bildung.
An einem Lesetisch saß ein verschrumpelter Herr in piekfeinem
Stoff und wälzte, nichtsachtend seiner Umwelt, Zigarre rauchend,
eine Tageszeitung von 1956.
Gar nicht weit davon entfernt saß eine entnervte Dame hinter
einer Tastatur, die immerfort beteuerte: DIESEN TITEL FÜHREN WIR
NICHT!
Die Dame war jung und attraktiv, aber das interessierte ihn einen
Scheißdreck. Schließlich wollte er nicht herausfinden wer sie,
sondern wer er war.
Van Gogh, kannte er schon, Kafka, war wie ein Busenfreund,
Picasso, das konnte er schon lange.
Er fand nur Freunde hier auf dieser Etage, und doch wieder nicht.
Dritte Etage: Philosophie, Psychologie, Sozialwissenschaften.
Das war sein Spezialgebiet. Er verbrachte oft Stunden am Lesetisch
und ließ sich auf dieser Etage auch in keinster Weise vom
Gekreische der Dame hinter der Theke beeindrucken.
Merkwürdig allein war, dass immer wenn er ein Buch aus dem Regal
genommen hatte und dieses aufschlug, die Buchstaben dort
herauspurzelten, als hätte der Vormieter sie vorsorglich
angekratzt.
So ging es sich ihm nach einiger Zeit gar nicht mehr ums Lesen,
sondern nur noch ums gesehen werden, da leere Blätter erst noch
beschrieben werden mußten.
Er tat so, als ob.
Vierte Etage: Pathologie, Psychiatrie, Internierung.
Der Gral schaffte es gerade noch hoch bis zur vierten Etage.
Dort angekommen gab er sich vollends auf, band sich ein und
heftete sich so, geschichtlich ab.
© Schorsch
05.03.2001 22:58 im Frohsinnsforum
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Etwas
Weiß nicht, was mit dem Vater ist. Er ist so STOCK - VERBOHRT,
sagt nichts und schweigt noch vor läutenden Glocken recht fest.
Ich glaub fast allen Ernstes, der Vater hat etwas.
Es quält ihn im Kopf, unsäglich und kraftvoll!
Ein Wirbelsturm ist Nichts dagegen.
Auch die Mutter ist, weiß Gott, nicht träge.
Verleiht dem Vater Flügel wie singende Pferde auf dünnem Eis.
Tante Tine hat auch etwas und Onkel Willi, als Spätinvertierer,
erst recht.
Die Großmutter vom Vater her, die hatte es ganz besonders
Sie hatte zum Beispiel drei Augen, davon besonders eines am Arsch.
Man darf sich jetzt fast gar nicht mehr vorstellen, was die Urgroßeltern
so alles schon hatten, sofern man es denn überhaupt noch kann.
© Schorsch
10.09.2001
20:56 im Frohsinnsforum
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