madonnas archiv

November 99 bis Mai 2012



Vor genau einem Jahr, habe ich begonnen zu schreiben. Die erste Unsicherheit hat sich gelegt. Ich habe viel ausprobiert und den von vielen Kontakten in diversen Foren profitiert. In der Cycosmos Autoren Community bin ich inzwischen nicht mehr
regelmäßig aber doch immer wieder.
So ein Forum verändert sich ja im Lauf der Zeit. - Ich bin froh hier einen Schutzraum gehabt zuhaben, der er mir ermöglichte Selbstvertrauen aufzubauen und mich auf sehr viel glatterem Parkett zu behaupten.
;-))))
Wie geht es weiter? Schau'n wir mal.

28.11.2000  





























 



 

Behaart

Ein behaarter Busen! Welche Frau erschrickt nicht bei der Vorstellung?
Vor ein paar Monaten - ich stieg gerade aus der Wanne und trocknete mich ab - entdeckte ich auf meiner Brust ein schwarzes Haar. Es spross im Hof der linken Brustwarze, drahtig wie Pferdehaar. Verwundert beäugte ich den Fremdkörper von oben herab und zog schließlich daran mit den Spitzen von Zeigefinger und Daumen. Entkräuselt war das Haar gut drei Zentimeter lang.
Ich überlegte nicht lange: Ein kurzer schmerzhafter Ruck, dann war das Ding draußen. Ich spülte es im Waschbecken fort. Am folgenden Tag jedoch war es wieder da, und auch auf der anderen Brust kringelten sich zwei stattliche Haare. Eine schleichende Unruhe überfiel mich. Argwöhnisch inspizierte ich von da an täglich meinen Busen. Egal wie oft ich zupfte, die Haare kamen wieder. Es wurden immer mehr. Nachts quälten mich Alpträume, die bei Tageslicht Wirklichkeit wurden. Verzweifelt suchte ich nach einer Erklärung. Seit ich die vierzig überschritten hatte nahm ich Hormone. War das der Grund für den explodierenden Haarwuchs? Der Frauenarzt, den ich deswegen aufsuchte, war nicht der Meinung. Mit wachsendem Widerwillen hörte ich mir seinen Vortrag über Hormone an. "Und schön weiternehmen!", sagte er zum Abschied und schickte mir ein Winken hinterher. Sein wissendes Lächeln in meinem Rücken machte mich wütend. Ich fühlte mich elend! Kein Wort glaubte ich ihm! Zuhause warf ich sofort die Hormontabletten in den Eimer. Dann griff ich nach dem Rasierzeug meines Mannes und rasierte meinen Busen. 
Nach ein paar Wochen gab ich auf. Gegen den üppigen Haarwuchs war nicht anzukommen, weder mit der Klinge noch mit Wachs oder Enthaarungscremes. Mein anfängliches Entsetzen über den unerwünschten Pelz wich einer tiefen Niedergeschlagenheit. Es gab fast nichts was ich noch tun konnte, außer gesund zu leben: kein Alkohol, kein Nikotin, viel frisches Gemüse und Obst. Bananen esse ich besonders gern.
Das Fell wächst weiter. Es kriecht schon über die Oberschenkel und Schultern. Noch verdeckt die Kleidung die Behaarung, aber schon zeigen sich auch auf dem Handrücken feinere goldfarbene Härchen.
Mein Mann hat seit kurzem eine Freundin. Wer könnte es ihm verübeln?
Ich gehe jetzt oft in den Zoo. Sie haben dort einen sehr hübschen Silbergorilla, ein Männchen. Mit dem teile ich mir hin und wieder eine Banane.



September / Oktober 2000

© sigrid kriener





 


27/ zwei Wintergedichte
43 spartanisches dramolett
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