Vor genau einem Jahr, habe ich begonnen zu schreiben. Die erste
Unsicherheit hat sich gelegt. Ich habe viel ausprobiert und den von
vielen Kontakten in diversen Foren profitiert. In der Cycosmos Autoren Community bin ich inzwischen nicht mehr regelmäßig aber doch
immer wieder. So ein Forum verändert sich ja im Lauf der Zeit. - Ich
bin froh hier einen Schutzraum gehabt zuhaben, der er mir ermöglichte Selbstvertrauen aufzubauen und mich auf sehr viel glatterem
Parkett zu behaupten. ;-)))) Wie geht es weiter? Schau'n wir
mal.
28.11.2000
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Behaart
Ein behaarter Busen! Welche Frau erschrickt nicht bei der Vorstellung?
Vor ein paar Monaten - ich stieg gerade aus der Wanne und trocknete
mich ab - entdeckte ich auf meiner Brust ein schwarzes Haar. Es spross im
Hof der linken Brustwarze, drahtig wie Pferdehaar. Verwundert beäugte ich
den Fremdkörper von oben herab und zog schließlich daran mit den Spitzen
von Zeigefinger und Daumen. Entkräuselt war das Haar gut drei Zentimeter
lang.
Ich überlegte nicht lange: Ein kurzer schmerzhafter Ruck, dann war
das Ding draußen. Ich spülte es im Waschbecken fort. Am folgenden Tag
jedoch war es wieder da, und auch auf der anderen Brust kringelten sich
zwei stattliche Haare. Eine schleichende Unruhe überfiel mich. Argwöhnisch
inspizierte ich von da an täglich meinen Busen. Egal wie oft ich zupfte,
die Haare kamen wieder. Es wurden immer mehr. Nachts quälten mich
Alpträume, die bei Tageslicht Wirklichkeit wurden. Verzweifelt suchte ich
nach einer Erklärung. Seit ich die vierzig überschritten hatte nahm ich
Hormone. War das der Grund für den explodierenden Haarwuchs? Der
Frauenarzt, den ich deswegen aufsuchte, war nicht der Meinung. Mit
wachsendem Widerwillen hörte ich mir seinen Vortrag über Hormone an. "Und
schön weiternehmen!", sagte er zum Abschied und schickte mir ein Winken
hinterher. Sein wissendes Lächeln in meinem Rücken machte mich wütend. Ich
fühlte mich elend! Kein Wort glaubte ich ihm! Zuhause warf ich sofort die
Hormontabletten in den Eimer. Dann griff ich nach dem Rasierzeug meines
Mannes und rasierte meinen Busen. Nach ein paar
Wochen gab ich auf. Gegen den üppigen Haarwuchs war nicht anzukommen,
weder mit der Klinge noch mit Wachs oder Enthaarungscremes. Mein
anfängliches Entsetzen über den unerwünschten Pelz wich einer tiefen
Niedergeschlagenheit. Es gab fast nichts was ich noch tun konnte, außer
gesund zu leben: kein Alkohol, kein Nikotin, viel frisches Gemüse und
Obst. Bananen esse ich besonders gern. Das Fell wächst weiter. Es
kriecht schon über die Oberschenkel und Schultern. Noch verdeckt die
Kleidung die Behaarung, aber schon zeigen sich auch auf dem Handrücken
feinere goldfarbene Härchen. Mein Mann hat seit kurzem eine Freundin.
Wer könnte es ihm verübeln? Ich gehe jetzt oft in den Zoo. Sie haben
dort einen sehr hübschen Silbergorilla, ein Männchen. Mit dem teile ich
mir hin und wieder eine Banane.
September / Oktober
2000
© sigrid kriener
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