benn und
jünger hören fußball
gottfried benn, der aristokratische nihilist, war bekanntlich ein
großer fußballfan, ebenso wie ernst jünger, der nihilistische
aristokrat.
vor jedem großen spiel malte benn sich das erkahlende haupt voller
weißschwarzer rechtecke und saß dann vor dem radio bzw. später vor
dem fernseher, um das match zu verfolgen. ernst jünger spielte, in
schwarzem sporttrikot, gerne den schiedsrichter und pfiff, was das
zeug hielt. als einmal beide zu berlin gemeinsam vor dem apparate
saßen, kam es zum streit. 'sie blasen dummes zeug zusammen,
jünger', soll benn gemurmelt, und jünger unter schweren lidern
hervor verächtlich angestarrt haben.
von einem etappenhängst und bärchengucker muss ich mir das nicht
sagen lassen, erwiderte jünger und pfiff unverdrossen weiter. als
benn aber schließlich rief: 'schiedsrichter ans telefon' obwohl in
seiner dichterklause gar kein solches vorhanden war, begriff
jünger: schlagartig verließ er benns domizil und ward dort auch
nie mehr gesehen. schade eigentlich, die beiden hätten sicher noch
einige tricks bezüglich literarischer abseitsfallen austauschen
können.
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