|
|
1.sein
Lebenslauf beginnt für Doderer mit einer für ihn völlig unverhofften
Empfängnis mütterlicherseits, ein Vorgang, welcher ihn
mirnichts-dirnichts aus dem Nochnichtvorhandensein reißt, ihn einige Zeit
durch das Sein stolpern läßt, um ihn aller Voraussicht nach wieder ins
Nichtmehrvorhandensein zu entlassen.
Als ehemaliges Kind erinnert Doderer sich schwach, bereits im
allerzartesten Alter als leiblicher Sohn mütterlicherseits auf die Welt
gekommen zu sein. Der Vater erhoffte einen Schwiegersohn als Erstgeborenen
und war schwer enttäuscht über den bloßen Knaben. Die Mutter folgte der
herrschenden Meinung, nahm ihn, weil von eigenem Fleisch und Blut, wohl
auch mangels Alternativen, Doderer ist eineiig gebliebener Zwilling,
trotzdem an Kindes statt an.
Der Vater, von Beruf Schrankenwärter, wies ihn sofort nach der Entwöhnung
enttäuscht in dieselben, was eine insgesamt unselige Kindheit zur Folge
hatte. Der heranreifende Knabe zog sich schließlich zurück ins Land
zwischen beiden Ohren und errichtet dort ein Interregnum, das bis auf den
heutigen Tag fortdauern sollte.
Kontakte zur Außenwelt hat Doderer deshalb ausschließlich über seine
Sinnesorgane. Zu schreiben begann er, weil er im Lauf der Zeit ein reges
Interesse an Neigungen aller Art entwickelte und ihm diese Tätigkeit eine
sehr vielseitige und dabei doch, verglichen etwa mit dem Trompetenspiel,
von geringer Lautstärke begleitete Art der freien Meinungsäußerung zu
allem möglichen erschien. Zu mehr als diversen und überdies wechselnden
Meinungen konnte er sich bis jetzt auch nicht durchringen.
1 2
3 4
5 6
7 8
Alte Entwürfe |
|