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Begegnungen der besonderen Art


Kerstin Szanyi

Eine witzige Geschichte  entstand nach einer Zeitungsnotiz über einen entwichenen schwarzen Panther und anderen damals aktuellen Ereignissen.

NEUES VOM SCHWARZEN PANTHER

Reparaturbedürftig (Gedicht)

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NEUES VOM SCHWARZEN PANTHER

Der schwarze Panther streunte verängstigt und verwirrt in den urbayerischen Wäldern umher. Man hatte ihn zum Abschuß freigegeben. Zwar ist die offizielle Suche nach ihm eingestellt worden, weil doch nicht ganz sicher war bei denjenigen, die ihn gesichtet haben wollen, um was für ein Tier es sich letztendlich handelt - und die örtliche Presse und der Polizeisprecher einigten sich jetzt auf einen Lux,der im nächtlichen Schatten des Laubwaldes für diejenigen, die ihn trafen, pantherartige Auswüchse und Farben angenommen hatte. Aber trotzdem behielt man sich vorsichtshalber vor, die Erlaubnis zum Abknallen zu erteilen, falls dieses Wesen ja doch irgend jemandem vor die Flinte kommen sollte. Denn ein ausgestopfter Panther fehlte noch im örtlichen Jagd- und Fischerei- museum. Und das wäre doch die
Attraktion!

"Blödes Pack", dachte sich der Panther grimmig und überlegte seine nächste Strategie. Er wollte doch einfach nur seine Ruhe haben, weil ihm irgendwann die kalten Gitterstäbe seines Verließes im Wanderzirkus mächtig nervten. Und dieses 'Männchenmachen' und durch brennende Reifen Springen hatte er auch ein für allemal satt! So nutze er diegünstige Gelegenheit, daß der Zauberlehrling zu blöd war, seine Käfigtür richtig abzuschließen, und huschte im Schutze der Nacht ins Freie...

Der Wald öffnete sich und er kam auf eine Lichtung, auf welcher eine Menge verriegelter Bretterbuden standen. Hier sollten morgen die Stände für den regelmäßig abgehaltenen Wochenmarkt öffnen. "Mal sehen", dachte sich der Panther, "was es da so zu holen gibt". Er schaute sich ausführlich um, fraß in der einen Bude von den Wurst und Schinkenvorräten, labte sich in der anderen an einigem Obst gegen seinen Durst; bis er schließlich zu einer Hütte gelangte, in der merkwürdige Gebilde aus weißflauschigem Etwas lagerten - Schafsfelle, mit denen dieMenschen gerne ihre Autositze oder Ledercoutches bedeckten.

"Hm", dachte er sich, "wozu das wohl gut sein soll?". Dann durchfuhr ihn blitzartig die rettende Idee! Ja, genau! Er würde sich solch ein Ding überwerfen und schon wäre doch sein Problem gelöst. Man fandete nach einem schwarzen Panther, aber nicht nach einem etwas mager und muskulös ausgestattetem Schaf mit friedlich weißem Kuschelfell.

Unser Panther stülpte sich also einen Schafspelz über, begab sich zu einer unweit des Marktplatzes friedlich weidenden Gruppe blöckender Schafe, reihte sich dort ein - und ward nie wieder gesehen. 

 

DAS VERMÄCHTNIS DES SCHWARZEN PANTHERS

Sepp Kreutzpointner traute seinen Augen nicht, als er das Revier seines Forstabschnitts abging. Was sah er da unter einem Blätterhaufen? Unter dem zusammengekehrten Laub lugte eine schwarze Pfote hervor, aber um die Pfote einer Katze konnte es sich nicht handeln, dazu war sie zu groß und zu scharf bekrallt. Neugierig trat er näher, das Gewehr im Anschlag , vorsichtshalber.
Sollte sich die Mähr vom herumstreunenden schwarzen Panther bewahrheiten? Sie hatten Witze gerissen darüber am Stammtisch im Jagdstübel. Das war doch wieder so eine Ente zur Auffüllung des Sommerlochs, diese sensationsgeilen Pressefritzen, Kruzifix!
Nein, in der Tat, er trat noch näher. Es war die Pfote eines schwarzen Raubtiers, die da im Laub lag, jetzt regungslos. Vorsichtig tippte er mit seiner Fußspitze dagegen. Nichts passierte. Hm. Mutig geworden schaufelte er mit beiden Händen das Laub beiseite und: da lag sie, diese seltsame Kreatur. Aber was war das? Unter einem verschmutzen Schafsfell ragte der erstarrte schwarze Körper einer pantherartigen Raubkatze hervor - also doch! Er hatte es ja munkeln hören, das in der Region ein seltsam mageres, schwarzbeiniges Schaf gesichtet worden sei. Er hatte diese Geschichten immer mit einer unwirschen Handbewegung abgetan. So ein Schmarrn'. Jetzt jedoch bestätigten sich diese. Was sollte er nun mit diesem Kadaver anfangen?

Er holte eine Schubkarre aus dem Forstschuppen und hievete den leblosen Körper des Tieres darein. Dabei rutschte das den Körper halb bedeckende, übergeworfene Schafsfell herab und ein kleiner Zettel wurde sichtbar, der provisorisch mit einem Stück Binfaden daran befestigt war. Was war das denn? Kreutzpointner wischte sich die Schweißperlen von der Stirn und fingerte seine Lesebrille aus der Innentasche seiner Joppe hervor. Auf dem Zettel stand:
" Wie ihr seht, habe ich es geschafft und mich gewandelt von einer blutrünstigen Raubkatze in einen lammfrommen Undercoverpanther, der keiner Fliege mehr je was zu leide tat, mit Dollys Hilfe! Leider hatte ich keine Gelegenheit mehr, andere meiner Artgenossen zu erreichen und von dieser neuen Lebensweise zu überzeugen. Meiner lieben Dolly verdanke ich es jedoch, daß meine Wandlung nicht ganz unbemerkt bleiben wird. Wenn ihr sie aufsucht, werdet ihr wissen warum."

Kreutzpointner staunte ungläubig, las wieder und wieder den Zettel. Was war da zwischen Dolly, einem Schaf aus der Forstherde, und diesem bedauernswerten, verstorbenen Panthertier geschehen?
Er würde seinen Spezl, den Hubert fragen müssen, den Schäfer der Region...

Einige Monate später war im Regionalblatt zu lesen: interessante Neuzüchtung einer Schafrasse im Landkreis! Erstgeburt eines schwarzweiß-niederbayerischen Gemeinschafes, das sich besonders auszeichnet durch seine Robustheit, dratig-muskulösem Körperbau, Elastizität sowie eleganten Schnurrbarthaaren um das markant geschnittene Schafsmaul.



© Kerstin Szanyi

 


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