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Begegnungen der besonderen Art



Robert Zobel

Diesen Text las ich zuerst in der Blaupause - zunächst etwas widerwillig, da auch ich  meine Vorurteile gegenüber Ulmes Texten hatte: Viele Texte, schnell und flüchtig geschrieben und um jeden Preis provozierend.

Tja,  und tatsächlich flüchtig geschrieben, unkorrigiert - so kam er auch diesmal per Mail zu mir geflattert, als ich Ulme für um diesen Text für meine Homepage gebeten hatte. 

Genau so lasse ich ihn stehen, denn trotz dieser Mängel hat mich der Text berührt in seiner Hilflosigkeit dem Geschehenen gegenüber sehr glaubhaft und für mich eindringlicher  und authentischer als so mancher Betroffenheitsvortrag.

 

 

Mühlenschach (2000)
 

Umzug  (2007)


20 verschiedene stationen
der bobitzer psychiatrie

(2005)

 

 

 







Bergen - Belsen


Ein Auto fuhr mich neulich nach Bergen und da Bergen eine Stadt mit Kultur ist, gibt es da auch ein KZ. Es heißt Bergen-Belsen. Ich hatte schon viel von diesem KZ gehört, da Anne Frank da mal zu Besuch war und so weiter. Die is aber tot und kann nicht berichten ob es ihr da gefallen hat. Sicher aber nicht, man weiß warum. Der Parkplatz war leer. Vielleicht um 08:00 Uhr kein Wunder. Irgendwelche Gärtner pflanzten vor dem Gebäude Blumen an und schauten nicht schlecht als ich an ihnen vorbeiging. Ich schaute nicht schlecht zurück und die Sache war gegessen. Es gab ein Gebäude und ein Tor auf dem nichts stand wie "Arbeit macht frei". Nur ein Schild daneben sagte den Besuchern "Bitte nur in angemessener Bekleidung betreten". Fragen sie mich bloß nicht, ob das Schild früher auch da stand. Ich glaube aber nicht. Das Museumsgebäude machte erst um 08:30 Uhr auf und so ging ich durch das Tor. Mit dem mulmigen Gefühl zu denken, daß ich vielleicht keine angemessene Kleidung anhabe und so den Frieden der Stätte störe. Ich sah weites Gelände und in der Mitte einen Grabstein auf dem Leute Steine gestellt hatten. Nur kleine natürlich. Unter einem Stein fand ich einen Zettel auf dem stand "Nie wieder". Ich konnte mir ausrechnen, daß wohl am Vortag eine Schulklasse dagewesen sein mußte. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt einen Block bei mir gehabt und einen Stift, hät ich geschrieben "Bin auch deutsch, tut mir leid, was geschah aber ich persönlich bin nicht schuld, komm ja auch nur her um mich zu bilden, wie was ausnutzen so ein leid? quatsch fühl ja mit, is ja gut. Tschüß und alles Gute". Dann hät ich, weil keine Steine mehr da waren, ein Grasbüschel aus der Erde gerissen und auf diesen Zettel gelegt. Hät ja auf den Rückweg den Gärtnern gleich sagen können, daß sie woanders weitermachen können. Nun gut, daß mit den Steinen hat ich bei "Schindlers Liste" gesehen und ich wußte auch, daß man den Stein mit der Hand, der dem Herzen am nächsten ist, auf einen Grabstein legen mußte. Ich hatte neben dem Denkmal/Grabstein aber eigentlich einige alte Baracken oder die alten Lager erwartet aber da war nichts. Man hatte alles beseitigt. Doch eine Hoffnung hatte ich noch. Es gab ja noch das Museumsgebäude, daß nun endlich aufgemacht hatte. Ich ging hinein und wäre am liebsten wieder hinausgelaufen. Die hatten nur Fotos anzubieten. Naja und eine alte Streifenuniform und ein paar Schuhe aber das wars dann auch schon.
Ich war enttäuscht und werde wohl nie mehr nach Bergen-Belsen gehen.




© Robert Zobel 


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