madonnas archiv

Schneemannsgedicht - überarbeitet 2009


Als ich die Schneemannsgedichte schrieb, hatte ich eine vage Erinnerung an ein Gedicht, das ich als Kind zu diesem Thema gelernt hatte. Ich suchte im Netz danach und wurde fündig bei: "willkürliche Auswahl deutscher Gedichte", wo ich meine Frage nach dem Schneemann-und-Sonne-Gedicht stellte.

 Sat, 12 Feb 2000 18:35:12 +0100

ich suche ein gedicht zum thema :schneemann und sonne. es war einmal in einem meiner schulbüchern abgedruckt. vermutlich sogar fibel... zur schule ging ich von 1950 -1960 .ich würde mich sehr freuen das gedicht wiederzufinden, denn ich habe kürzlich selber zwei gedichte zu diesem thema gemacht.
viele grüsse
sigrid krien
er


Schon am nächsten Tag hatte ich, was ich suchte:

Sun, 13 Feb 2000 22:23:18 +0100
From: Spatz

Subject:Anfrage Schneemann und Sonne

Ich habe mal in meinen alten Lesebüchern gestöbert und ein Rätselgedicht gefunden, dass zu der Anfrage passen könnte.

Georg Scherer

Draußen steht ein weißer Mann,
der sich niemals wärmen kann.
Wenn die Frühlingssonne scheint,
schwitzt der weiße Mann und weint;
er wird klein und immer kleiner.
Sag, was ist das wohl für einer?

 Quelle: Bayrisches Lesebuch für das 2. Schuljahr, München: BSV, 1956

 

 Im Jahr 2001,als ich Schneemann (1) und (2) hier online stellte schrieb ich:
Heute wünschte ich mir manchmal
noch die gleiche Unbefangenheit
zu haben. Das hat sich nicht geändert.

In diesem Jahr habe ich das Gedicht  überarbeitet und versucht die "Mängel" der Ur-Version zu beheben. Diesmal schaffte ich es, doch war ich mit dem Ergebnis trotzdem nicht zufrieden.
Da diese Seite aber auch meine Entwicklung dokumentieren soll, stelle ich darunter die leicht modifizierte erste Version hier her, darunter die verworfene geglättete Fassung und die ursprüngliche Form.

November 2009


 

 

  

 

 

schneemann und sonne (2)



Wenn Frost klirrt, fühlt er sich am besten,
er strotzt vor Männlichkeit und Pracht,
und wenn’s vor Kälte knackt und kracht,
wirft er sich in die Brust und lacht.

Er ist die Kälte in Person,
nichts wirft ihn um, was auch geschieht,
doch seine Kohleaugen glühen,
als eines Tages er die Sonne sieht.

Noch immer jung, trotz Lauf der Zeiten,
rollt diese durch das Himmelblau,
und lächelt wie seit Ewigkeiten.
Die Sonne – eine schöne Frau.

Ohne Absicht, ohne Wissen
schweift ihr Blick durch diese Welt,
sie schert weder Licht noch Schatten,
was auch passiert, auf wen sie fällt.

Staunend sieht er die Erscheinung
fern von sich vorüber zieh‘n,
Er verliebt sich ganz unsterblich
und wird weich in seinen Knien.

Wärmend schickt sie ihre Strahlen
weit hinaus in die Natur.
Wenn sie doch auf ihn nur fielen,
seine kraftvoll stolze Statur!

Ihre Strahlenfinger gleiten
spielend über vielerlei Gestalt,
und berühren auch den Schneemann,.
Fingerspitzen werden kalt.

Ach, sein Herz tut einen Hüpfer
als sie in seine Augen blickt,
seine Seele ist für immer
nur von ihr, von ihr, beglückt.

Sonne küsst die Möhrennase,
streichelt seine Wangen hold
er schwört, dass er nimmer von ihr lasse,
und dass er nur sie gewollt.

Täglich wiederholt sich dieses,
sie wird heißer jeden Tag,
Er jedoch büßt jede Stunde,
die er in ihren Armen lag.

Im Frühling flattert seine Seele
am Himmel wie ein Wölkchen leicht
dahin, er ruft die Liebste, Schöne.
hofft, dass er sie jetzt erreicht.

                   oder... sie ihn?
Januar 2016

 

 

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Geglättete Version:


schneemann und sonne (2)


wenn frost klirrt fühlt er sich am besten
er wirft sich in die brust und lacht
wenn es vor kälte knackt und kracht
strotzt er vor männlichkeit und pracht

er ist die kälte in person
nichts wirft ihn um gleich was geschieht
doch fangen seine kohleaugen an zu glühen
als er die Sonne aufgeh’n sieht

noch immer jung trotz lauf der zeiten
rollt diese durch das himmelblau
sie lächelt wie seit ewigkeiten
liebliche sonne schöne frau

ganz ohne absicht ohne wissen
schweift träg ihr blick durch diese welt
sie kümmert weder licht noch schatten
- was auch passiert - auf wen sie fällt

staunend sieht er die erscheinung
am firmament vorüberziehn
er verliebt sich ganz unsterblich
und wird weich in seinen knien

sie schickt leuchtend ihre strahlen
weit hinaus - in die natur -
wenn sie doch auf ihn nur fielen
 seine kraftvolle figur

spielend gleiten strahlenfinger
über vielerlei gestalt
sie berühren unversehens schneemann
fingerspitzen werden kalt

sein herz tut einen hüpfer – ach –
als sie in seine augen blickt
und seine seele ist für immer
von ihr von ihr allein beglückt

die sonne küsst hold seine nase
sie hüllt ihn ein in warmes gold
er schwört dass er sie nimmer lasse
dass er nur sie nur sie gewollt

doch täglich wird die sonne heißer
der schneemann sacht von ihr gewiegt
so wird er jeden tag ein wenig kleiner
den er in ihren armen liegt

im frühling flattert schneemanns seele
am himmel wie ein wölkchen leicht
dahin - und ruft die liebste schöne
vielleicht dass er sie jetzt erreicht...

                              oder... sie ihn



29. November 2009

 

 

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Ursprüngliche Version:



schneemann und sonne (2)

wenn frost klirrt, fühlt er sich am besten
er strotzt vor männlichkeit und pracht
und wenn’s vor kälte knackt und kracht
wirft er sich in die brust und lacht.

er ist die kälte in person
nichts wirft ihn um, was auch geschieht
doch seine kohlenaugen fangen an zu glühen
als eines tages er die sonne sieht.

noch immer jung, trotz lauf der zeiten
rollt diese durch das himmelsblau
und lächelt, wie seit ewigkeiten
lieblich, sonne, schöne frau.

ohne absicht, ohne wissen
schweift ihr blick durch diese welt
kümmert weder licht noch schatten
was passiert, auf wen sie fällt.

staunend sieht er die erscheinung
fern von sich vorüber ziehn
er verliebt sich ganz unsterblich
und wird weich in seinen knien.

leuchtend schickt sie ihre strahlen
weit hinaus in die natur
ach wenn sie nur auf ihn fielen
seine kraftvoll stolze  figur!

ihre strahlenfinger gleiten
spielend über vielerlei gestalt
und berühren unversehens schneemann.
fingerspitzen werden kalt.

und sein herz tut einen hüpfer
als er  ihre augen blickt
seine seele ist für immer
nur von ihr, von ihr beglückt.

sonne küsst sanft seine nase
streichelt seine wangen hold
er schwört, dass er nimmer von ihr lasse
und dass er nur sie gewollt.

täglich wiederholt sich dieses
sie wird heißer jeden tag
er wird jeden tag ein wenig kleiner,
den er in ihren armen lag.

im frühling flattert schneemanns seele
am himmel wie ein wölkchen leicht
dahin, und ruft die liebste schöne
vielleicht, dass er sie jetzt erreicht.

                       oder sie ihn
 

 

Januar 2000

 

 


Mehr über Schneemänner: 

Hans Christian Andersen: Schneemann

bild 3


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