Asti im Dialog
Aus dem Forum der gruppe- vier-w
Auf dieser Seite nun der Thread aus
meinem Autorenforum bei 4w, aus dem
die vorherigen Geschichten stammen.
Ich wünsche mir noch mehr davon, Ich
lese das
mit großem Interesse.
Ein Beispiel wie man sich in den
Foren von gegensätzlichen Positionen durch Dialog von annähert.
Die Originaldateien sind nicht mehr
online.
Asti
Asti @
madonna 1
Asti @ madonna 3
Autoren Kollegen Freunde
Asti
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madonna
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Asti
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madonna
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Asti
___________________________________________ madonna
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Asti
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Beitrag: madonna @ Asti - Asti @ madonna
Fortsetzung von Seite 1
Zitat: |
Wenn es nicht zu persönlich
wäre, würde ich Dich gern gefragt haben, wie Du diesen
Spagat hinbekommst, internationale Arbeiterklasse hier -
und deinem derzeitigen Brotberuf auf der anderen Seite.
Da muss es doch massenweise Konflikte geben.
herzlichst
madonna |
Zitat: |
Wenn es nicht zu persönlich
wäre, würde ich Dich gern gefragt haben, wie Du diesen
Spagat hinbekommst, internationale Arbeiterklasse hier -
und deinem derzeitigen Brotberuf auf der anderen Seite.
Da muss es doch massenweise Konflikte geben.
herzlichst
madonna |
hallo m.,
deinem satz entnehme ich, erstens, dass du verfechterin der
klassenkampf-theorie bist (teddy lässt grüßen), und zweitens,
dass du das managertum zur ausbeutenden klasse zählst, zum
"anderen ufer".
um ehrlich zu sein, kenne ich kaum noch menschen, die nicht
ausgebeutet werden. das managertum jedenfalls ist für mich die
am effektivsten ausgebeutete klasse der gesellschaft.
also, dahingehend habe ich keine konflikte, zumal ich in meinem
business auch das ganze risiko trage. so gibt es jahre, in denen
ich verlust mache und andere, in denen ich gewinn mache. und auf
der anderen seite bringen ja meine produktionen (im
entertainmentbereich) vielen menschen arbeit und verdienst ...
insofern noch weniger konfliktstoff.
es ist wirklich verrückt, wie dinge aus einer idee sich
entwickeln können, die auch noch zu einem wirtschaftlichen
faktor werden. ich hatte das glück, teil eines solchen
prozesses zu sein. ich meine, ideen gibt es millionen. sie
schwirren umher, sobald man den kopf aus der tür steckt, aber
eine konkrete idee umzusetzen, daran zu glauben und für ihre
verwirklichung zu kämpfen und zu investieren, wirklich ans
limit zu gehen, das ist eine ganz andere geschichte. das kann
schön sein - wenns funktioniert. es kann auch tödlich sein.
gruss asti
ps
werden eigentlich politiker und militärs ausgebeutet? und wenn
ja von wem?
Zitat: |
m., was ist ein "blattschuss"?
|
Hallo Asti,
Ein Blattschuss ist, wenn Du eine Hirschkuh mitten ins Herz
getroffen hast. Paff!
Grüß Dich
madonna
|
Zitat: |
hallo m.,
deinem satz entnehme ich, erstens, dass du verfechterin
der klassenkampf-theorie bist (teddy lässt grüßen),
und zweitens, dass du das managertum zur ausbeutenden
klasse zählst, zum "anderen ufer". |
Ich bin keine Verfechterin irgendeiner Theorie, Asti.
Mir schien nur bei Dir irgendwo ein nostalgischer Ton
angeklungen zu sein... Daher fing ich an mir darüber Gedanken
zumachen.
Ich versuche mit Anstand über die Runden zu kommen, und das ist
nicht wirtschaftlich gemeint.
Dabei geht man natürlich nicht an die Grenzen. An die Grenzen
geht man, wenn man an etwas glaubt. Wenn man davon überzeugt
ist etwas bewirken zu können.
Deine Kalkulation halte ich zwar nicht für eine Milchmädchenrechnung
aber doch für Schönrechnerei.
Heißt es nicht; Wer nicht wagt, der nicht gewinnt?
Du gehst Risiken ein Du gewinnst oder verlierst dabei und wie Du
schriebst, hast du sogar noch das Glück, eigene Ideen zu
verwirklichen. So was nennt man nicht fremdbestimmt. So gesehen,
denke ich, hast du sogar Glück.
Woher kommt dann diese Nostalgie, die ich zu hören glaubte.?
Zitat: |
um ehrlich zu sein, kenne ich kaum noch menschen, die
nicht ausgebeutet werden. |
Da gebe ich Dir recht, das geht sogar bis zur selbstausbeutung.
Aus unterschiedlichsten Gründen.
Bin müde heut.
Grüß Dich
madonna
|
die "begabung zum spagat" hat man eigentlich als
romantiker (obwohl das ein gegensatz zu sein scheint), und
irgendwie bin ich ein verkappter romantiker. glaube ich
jedenfalls.
hallo m.,
war in den letzten beiden wochen so viel unterwegs - immerhin,
ich habe auch dich in hamburg getroffen! (hamburg, alster, ich,
ganz in schwarz, du, ganz in weiss, erinnerst du dich noch?)-,
dass ich kaum zeit hatte, hier einzukehren. und das wird noch
zwei wochen lang so gehen... aber bei meiner kurzen stippvisite
fällt mir auf, dass einige aus dem forum ausgeflogen sind, und
zwar auch die beiden, die ich bislang am interessantesten im
forum fand: cosic und patrizia. wo sind sie hin? warum sind sie
weg? lauter literarische fragen, nicht wahr?
gruss asti
|
Zitat: |
Mir schien nur bei Dir
irgendwo ein nostalgischer Ton angeklungen zu sein...
Daher fing ich an mir darueber Gedanken zumachen.
madonna |
hallo m.,
das ist eine frage, die mich auch sehr beschaeftigt. da ich
selbst die antwort noch nicht in worte fassen kann, zitiere ich
aus der e-mail meiner geliebten, die mich heute erreicht hat und
aus der, so scheint mir, ein teil erklaerung hindurchschimmert:
Zitat: |
... wenn ich es so
betrachte, dass ich eine arbeiterin am atmosphaerischen
bin, dann kommt bei mir praktisch jeden tag was
konkretes heraus. es braucht eben einer speziellen
brille, um dessen gewahr zu werden. wahrscheinlich renne
ich aber bei dir offene tueren ein, denn du hast diese
brille. darum verlasse ich jetzt diesen abschnitt. er
musste aber geschrieben werden, falls du dich im moskau
mit dem roten platz und den hochzeitspaaren und etwas
unsichtbarem, was dich in eine krise stuerzen koennte,
ganz einsam und verlassen fuehlen solltest, damit du
dann ein halteseil zu fassen bekommen kannst.
du wirst dich nun fragen, was denn eigenlich die idee
war, weswegen ich urspruenglich dir diese e-mail
schreiben wollte. vielleicht wirst du sogar den eindruck
haben, dass ich dir gar keine neue idee schreibe. das
kann auch sein. aber aus irgendeinem grund habe ich doch
den eindruck, etwas so noch nicht gedachtes
mitzuteilen: ich denke, du solltest ab sofort damit
beginnen, an einem buch ueber dein managerleben zu
arbeiten. als erstes werde ich dir bei naechster
gelegenheit ein diktiergeraet kaufen, auf dem du dann
immer schoen deine gedanken, bilder, gespraeche
festhaeltst. ich werde sie dann - wenn du mich laesst -
abschreiben. und dann koennte man es eben so machen,
falls du das reizvoll findest, dass man ein buch macht,
wo genau diese zwei welten, deine beobachtungen und die
sehr spezifischen momentaufnahmen meiner person zusammen
gebracht werden, also beispielsweise ein kampf um
irgendeine summe geldes mit einer beobachtung einer
strassenszene oder des wetters oder der wolken oder der
vorhangfarben oder eines ausstellungsraums oder einer
strassenbahnfahrt oder ... es soll also gerade dieser
unglaubliche spagat, in dem du dich bewegst, sichbar
gemacht werden: der zwischen der kuenstlerischen sicht
auf die welt und der welt des geldes. und es soll
wirklich aus dem innersten des buches herausleuchten, wo
die wahrheit liegt, die wahrheit im jeweiligen moment.
wahrscheinlich wuerde ich jetzt z.b. einen abschnitt zum
mythos des moskauer eises beisteuern...
wohin auch immer du jetzt, nach dem lesen meiner zeilen,
als naechstes hinfliegen solltest: lass es dir gut
gehen! ... |
Hallo Asti,
da es noch jemanden gibt, der sich über Deine Spagatkünste
Gedanken macht, brauche ich es ja nicht mehr, zumal es
irgendwann als Buch vorliegen wird.
Wenn ich ehrlich bin, ich konnte da nichts herauslesen, was mir
irgendetwas plausibler gemacht hätte. Außer, daß du scheint's
eine Begabung zum Spagat hast.-
Sieht man sowas aus der Nähe besser, oder aus der Ferne?
madonna
Zitat: |
... daß du scheint's eine
Begabung zum Spagat hast.-
Sieht man sowas aus der Nähe besser, oder aus der
Ferne? madonna |
hallo m.,
grundsätzlich würde ich dir auf deine "rhethorische"
frage antworten: aus der ferne!
wobei die sache mit dem spagat nimmer so klar ist, wie sie zu
sein scheint, immerhin haben wir es hier mit leuten wie dich und
mich zu tun, die gerne kopfgeburten zur welt bringen, so dass
man niemals genau wissen kann, was dichtung und was wahrheit
ist.
gerade heimgekehrt aus der ehemaligen hauptstadt des
internationalen proletariats grüsst dich asti
p.s.
deine andeutung des spagat-themas bringt mich auf eine andere
frage: wie begegnen kopfgeburt-menschen wie wir der eifersucht?
kompensierst du eifersucht auch übers schreiben?
|
|
entfernen wir uns nun etwa von dem Thema Spagat?
<<< dass man niemals genau wissen kann, was dichtung
und was wahrheit ist. <<<
Das scheint mir interessanter – wobei ich glaube, dass ich das
so genau gar nicht immer
wissen möchte und es ist vielleicht nur eine andere Art von
Spagat.
Was sehe ich? – Was weiß ich ? Was zeige ich?
Ist das was ich sehe in Übereinstimmung mit dem, was ich weiß.
Worauf soll ich mich verlassen? Auf meine Augen oder auf mein
Wissen? Auf Gerüchte?
Ich habe mich für meine Augen entschieden aber das stimmt nur
zur Hälfte, denn bei allem was ich wahrnehme, spielen die
Sichtweisen anderer mit hinein. Also doch, das was ich weiß.
Es gibt Dinge die sieht erkennt man aus der Ferne besser ( etwas
ein Bild von Turner) und andere die man aus der Nähe betrachtet
werden MUSS ( Bilder von H.Bosch ). Je nachdem womit wir befasst
sind, ändert sich unser Blick. Ist es vielleicht gar kein
Spagat sondern Anpassung an die Gegebenheiten?
Deine Frage nach der Eifersucht überrascht mich jetzt in diesem
Zusammenhang.
Eifersucht worauf?
Grüß Dich
madonna
|
Zitat: |
Deine Frage nach der
Eifersucht überrascht mich jetzt in diesem
Zusammenhang. Eifersucht worauf? madonna |
eifersucht - bei mir auf den anderen, bei dir auf die andere.
also ich bin - scheint mir - durch meine
literarisch-imaginatorische beschäftigung anfälliger gegenüber
dieser krankheit, die allerdings auch als droge wirken kann: ich
fühle, also existiere ich - noch. und dabei spielt sich
wahrscheinlich fast alles nur in meiner imagination ab, in den
verqueren gedankengängen meines gehirns. doch kein trost diese
annahme, eher eine verstärkung des gefühls von machtlosigkeit,
abhängigkeit und ausgeliefertsein.
ist es aber nicht wichtig, extreme zu leben (im leben und im
kopf), um überhaupt zu leben? und irgendwie so muss auch die
literatur funktionieren, damit sie lebt: man reisst sich die
pulsadern auf und schreibt "gedichte". dann stimmt es.
literatur ist obsession und das leben sollte obsession sein.
um auf deine frage zu kommen, "warum jetzt in dem
zusammenhang": weil ich beim schreiben dachte, dass sich
alles reduzieren läßt auf liebe und tod. du kannst alle
kunstwerke auf eine dieser beiden urgründe zurückführen, aber
auch alles, was wir tun und lassen, also auch die vibration
zwischen der schönen welt des geldes und der reichen welt der
melancholie. asti
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Zitat: |
Wenn ich ehrlich bin, ich konnte da nichts herauslesen,
was mir irgendetwas plausibler gemacht hätte. Außer,
daß du scheint's eine Begabung zum Spagat hast.-
madonna |
die "begabung zum spagat" hat man eigentlich als
romantiker (obwohl das ein gegensatz zu sein scheint), und
irgendwie bin ich ein verkappter romantiker. glaube ich
jedenfalls.
hallo m.,
war in den letzten beiden wochen so viel unterwegs - immerhin,
ich habe auch dich in hamburg getroffen! (hamburg, alster, ich,
ganz in schwarz, du, ganz in weiss, erinnerst du dich noch?)-,
dass ich kaum zeit hatte, hier einzukehren. und das wird noch
zwei wochen lang so gehen... aber bei meiner kurzen stippvisite
fällt mir auf, dass einige aus dem forum ausgeflogen sind, und
zwar auch die beiden, die ich bislang am interessantesten im
forum fand: cosic und patrizia. wo sind sie hin? warum sind sie
weg? lauter literarische fragen, nicht wahr?
gruss asti
Fortsetzung >>> |
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