Karlheinz Lörner alias Omar
Gedichte1
Gedichte 2
Prosa, Geschichten
Ein Jahr später trafen
mein Mann und ich Riti, Omar und den Susi-Hund an einem Wochenende in
Budapest. Wieder erlebten wir Gastfreundschaft pur. Eine Stadt, ein Land
von Einheimischen (Riti ist Ungarin) gezeigt zu bekommen, ermöglicht einen
ganz anderen Blick als eine noch so gut geplante Individualreise. Bei
unserer Fahrt nach Szentendre erkannte ich die Szenerien und Vorstädte,
die Themen von Omars Gedichten.
Nach diesem unvergesslichen Tag in Szentendre am Ufer der Moldau entstand
später mein Gedicht
szentendre - nachmittags - dunadu
Frühlingsreigen ist
eines jener Gedichte, die mir , auch wenn ich den Wortlaut nicht
erinnerte, über
die Jahre in Erinnerung geblieben sind
Das Bild, das dieses Gedicht erzeugt hat, war immer lebendig.
"Das kommt daher, dass es mehr gemalt ist
als geschrieben", sagte Omar.
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Frühlingsreigen
Es fängt der Frühling eine Plastiktüte
und fliegt damit durchs Industriegebiet.
Er sucht in Müllcontainern nach der Blüte
Und wenn man hier auch keine Sonne sieht,
sprießt flammendroter Rost aus Eisen.
Die Heizungsrohre gähnen wintermüd.
Im Schotterbett bei alten Bahngeleisen
wächst Hahnenfuß und schaut den Zügen nach.
Ein Stück Natur muss jetzt beweisen
auf einem Teer gedeckten Wagenhallendach,
wie in dem hübschen Haufen Vogelscheiß
die Wurzeln fühlen Regenwasser nach.
Die altgeölten Pfützen sind befreit vom Eis.
Die Spatzenbrut fängt an zu baden.
Beim Schuppen hinterm Damm geht leis
und still ein Katerchen auf Liebespfaden.
© Karlheinz Lörner
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