Doderama präsentiert Doderers Abenteuer

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7.Wie das Leben so spielt

Noch vor wenigen Tagen lag ich im Hospiz der barmerzigen Brüder unter der unbarmherzigen klinge des  Feldschers, ein Viertel Weinbrand im Magen, das Beißholz zwischen den Zähnen und meine mich  umklammernde Dienerschaft an allen vier Gliedern. Man ging mir an den Arm, der brandig zu werden drohte. Ich glaubte damals, mein letztes Stündlein habe geschlagen, doch kaum eine Woche später war aller Schmerz vergessen, ich war halbwegs genesen und wieder sattelfest. kräftig genug  jedenfalls, um den Weg zum Hospiz mit eigenen Kräften zurückzulegen. Man wollte dort den Fortgang der Heilung begutachten.

der Feldscher, oder Chirurg, wie es heutzutage ja heißt, war recht erstaunt über die schnelle  Genesung - wir machten uns artige Komplimente. Ich ihm über sein großes Geschick bei der Ausführung der Operation, er mir über meine körperliche Verfassung. Wir zogen unsere Federhüte dabei, und schwenkten sie in zierlichen achten über dem Boden, zogen auch jeder einen allerliebsten Kratzfuß rückwärts. Dabei stieß ich mit der in die Station stürmenden Schwester zusammen, welche mit einem Tablett voller gläserner und stählerner Gerätschaften von ihrem Rundgang durch die Siechenabteilung zurückkehrte.

Hei, war das ein Gepolter! Wie klirrten die zerbrechenden Bettgeschirre, bevor sie ihren goldenen Inhalt auf dem Marmorboden ergossen, wie kollerten die blitzenden Speculi unter Tische und Schränke des Behandlungsraumes! Der Chirurg, fürchterlich erschrocken, schalt sie einen unvorsichtigen Trampel, sie müsse sich vergewissern, wohin sie ihren Fuß setze, sein werter Patient habe schließlich keine Augen in der Kehrseite. Als Kavalier der alten Wiener Hofreitschule nahm ich sie sofort in Schutz und entschuldigte mich auf das Artigste. Küßte ihr sogar die Hand, natürlich mit gebührlicher Distanz zwischen Lippen und Handrücken, schließlich war die brave nicht von Stande und hatte außerdem gerade die Bettgeschirre eingesammelt. Ich rief meinen Diener, der, draußen vor den Toren der  Seuchenstation wartend, mit den Putzteufeln schäkerte und wies ihn an, der Ärmsten beim beseitigen von Exkrementen und Scherben zu helfen. Derweilen plauderte ich noch ein wenig mit dem geschickten Feldscher über Wundfieber und Amputation brandiger Glieder, ein fascinierendes Gebiet, diese Wundmedizin!

Schließlich stiegen wir, nach getaner Arbeit, auf unsere Gäule und ritten heimwärts. Kein ungetrübtes Vergnügen, trotz der linden Lüfte, denn die Ebene vor den Toren der Stadt ist im Vorfrühling von einer schäbigen Kargheit, die weithin ihresgleichen sucht. Nicht umsonst sprach der Schwedenkönig von  München als 'goldenem Sattel auf klappriger Mähre'. Heute kommt der Barbier und nimmt mir den Krankenbart ab. Solange ich fiebernd lag, getraute sich keiner der Domestiken an mein Gesicht, voller Furcht, ich könnte ihn im Wahn für einen Feind halten und mit dem Dolche attackieren. Wie auch immer, es geht aufwärts und ich hoffe voll Zuversicht, schon kommende Woche wieder auf die Bärchenjagd gehen zu können.

don doderotte

 

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