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2. Ich bin ein erfahrener Sprücheklopfer, habe das auch von der Pike auf
gelernt. Ich wollte nämlich Volksmund werden, von Kindesbeinen an. Der damals amtierende Volksmund, ein gewisser
G. Rücht, war bereits ziemlich
tatterig, damals in den frühen Sechzigern, als die ersten psychedelischen
Blasen in den blauen, blauen Himmel stiegen und man der Zukunft noch schlichtweg alles zutraute, nur nix Schlechtes. Aber Herr Rücht klebte
hartnäckig an seinem Sessel und so beschloß ich, erst einmal zur Vorhut des
Proletariats zu werden, das zu dieser Zeit auch schon fast zweihundert Jahre mit seinen
Ketten rasselte. Wir waren übrigens eine ganze Menge Vorhüte, und jeder schrie : 'in diese Richtung' und meinte natürlich eine andere. Jedenfalls
begab ich mich auf den Marsch durch die Institutionen. Anstrengend war's und
steil ging's bergan. Als ich mich einmal umsah, ich hörte nur noch mein Blut
in den Ohren, aber kein Kettengeklirr mehr, war das Proletariat längst nach
rechts umgeschwenkt und ich hing mutterseelenalleine im Steilhang. Als ich
schließlich herauskam, aus der Wand, war der Posten des Volksmunds schon vergeben. An einen G. Schwätz. Was solls.
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