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Begegnungen der besonderen Art 




 

 Von der Schönheit vager Empfindungen 

In eine Landschaft möcht ich mit dir gehen,
die ist so klar und mild und aufgeräumt.
Man kann in blauer Ferne breite Kuppen sehen,
die Bäume wirken wild und hingeträumt.

In dieser Welt fasst man sich bei der Hand,
schaut sich nicht an, das wäre viel zu viel.
Ein Reiher fliegt, er scheint uns zugesandt,
wir schweigen in die Stille schattig kühl.

Mag sein, dass hinter Waldungen die Stadt,
der wir entstammen, freundlich schlummernd liegt,
ach, dass der Erde Oberfläche Linien hat,
die sanft sich senken wie ein Vogel fliegt.

Das Licht bricht trinkbar aus der Wolke Grau,
es gibt so vieles, das zu sagen wär.
Da gehn wir hin, du Mann, und ich, die Frau,
bekränzen uns mit Gras und tauber Ähr'.

Ein Duft von Holler durch die Herbluft schwillt,
einer von Leinöl satt ihn untermalt,
und Nymphen tummeln sich im fernren Bild,
durch das entfesselnd welke Sonne strahlt.


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Irgendwo

Wie gerne führe ich nach Irgendwo,
um irgendeine Tante zu besuchen,
benutzte dieser Tante blaues Klo
und hörte sie beim Kochen leise fluchen.

In Irgendwo, da wär ich gern zu Haus,
verbrächte meine Tage an den Gleisen,
ich hätte einen Freund, der hieße Klaus,
und irgendwie befänd ich mich auf Reisen.

In Irgendwo, da käm ich gern zur Welt,
und hielte dies für mein Geschick und Fatum,
mein Väterlein verdiente dort sein Geld,
ich lernte ferre, fero, tuli, latum.

In Irgendwo wär ich wohl gerne Greis,
und hörte Kinder, die mich schrill verspotten.
Ich legte manchmal mich aufs Bahngeleis,
um dann zurück ins Altenheim zu trotten.

In Irgendwo möcht‘ ich begraben sein,
die Abendsonne soll mich dort bestatten,
und wenn der letzte Zug fährt, sei er mein
Befördrungsmittel in das Land der Schatten.


© Quoth


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